Langsam laufe ich die Treppen zum Chemiesaal hoch.Es ist viertel nach acht und ich bin zu spät,was mir nicht das geringste ausmacht,schließlich verbessert meine Klasse gerade die Ex,in der ich sowieso eine sechs geschrieben habe.Es ist ungewohnt still in der Aula.Keine herrumbrüllenden Fünftklässler,die aufgeregt durch die Gegend rennen und dabei alle paar Sekunden hinknallen.Keine pubertierenden Achtklässler,die jedem weiblichen Wesen auf den Arsch glotzen und ihnen dämliche Anmachsprüche hinterherrufen.Die Stille ist fast schon erdrückend,ungewohnt."Hey,auch zu spät?"Erschrocken drehe ich mich um und blicke ihr direkt ins Gesicht."Fiona,was machst du denn noch hier?"Sie lacht leise."Hab ich doch schon gesagt,ich bin auch zu spät",ich schüttel erstaunt den Kopf "Ist man von unserer Musterschülerin gar nicht gewohnt"sage ich spöttisch."Tja,du kennst mich doch,bin unberechenbar"sagt sie und zwinkert mir zu."Ehrlich gesagt lohnt sich das nicht mehr in den Unterricht zu gehen"stelle ich fest.Sie stimmt mir zu und gibt mir zu verstehen,dass ich ihr folgen soll.Fiona läuft die Treppe wieder hinunter und nach draußen."Ich wollte sowieso mal wieder mit dir reden.Setzen wir uns?"sie deutet auf die niedrige Mauer vor unserer Schule.Ich zucke mit den Schultern."Klar,was gibts?"sie knetet nervös ihre Finger."Naja also,du bist doch mit Chris befreundet richtig?","Richtig.Auch wenn die Situation zurzeit bisschen angespannt ist"stimme ich ihr nickend zu."Ich wollte dich fragen,ob er in letzter Zeit mal von mir gesprochen hat oder so"sie fummelt sich inzwischen nervös an ihrer Halskette rum,schaut verlegen zu Boden."Ehm,nicht dass ich wüsste,wieso?"Irgendwie befürchte ich zu wissen, was jetzt kommt,will es aber irgendwie trotzdem hören,obwohl ich weiß,dass es mich treffen wird wie ein Messerstich."Naja,wir schreiben in letzter Zeit ziemlich oft und ich hab mich irgendwie verliebt glaub ich.Und ich hab so das Gefühl er sich auch in mich"Ich wusste es.Ich wusste,dass sowas in der Art kommt.Warum hab ich nachgefragt?Selbst Schuld,Madlene.Ich starre geschockt ins Leere,der Schmerz in meiner Brust betäubt meine Sinne,meine Wahrnehmung."Alles okay?"ich höre ihre Stimme,als wäre ich unter Wasser.Meine Beine beginnen plötzlich sich zu bewegen,zuerst ganz langsam,dann bemerke ich,dass ich renne,den Gehweg entlang.Ein verärgerter Fahrradfahrer klingelt wie verrückt und ruft mir ein paar unfreundliche Worte hinterher,doch das ist mir egal.Ich will einfach nur weg,weg von dem Ort,an dem gerade eine Welt für mich zusammengebrochen ist.
Irgendwann bleibe ich erschöpft stehen,setze mich auf die Bank,die neben mir steht,ziehe die Beine an und schließe die Augen.
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